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Wahre Helden - werden vollig uberbewerted

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Faejala's avatar
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Entschlossen sah er die tückische Felswand empor, die er bezwingen musste. Er, der er vom Rat der Sieben auserkoren war, die Welt zu retten, vom Zwist der Königshäuser zu befreien. Er, der er ein wahrer Held werden würde.
Er versicherte sich nochmals, dass das magische Artefakt sicher in seinem Rucksack verstaut war, bevor er sich ans Klettern machte. Der Aufstieg war steil, doch es war der einzige Weg zur Höhle des Drachen. Nur das heiße Feuer dieser Bestien hatte die Macht, Gegenstände von solch magischer Intensität, wie jenes, das er bei sich trug, zu zerstören.

Schon seit Generationen herrschte Unfriede zwischen den zwei benachbarten Königsländern. Nach reichlichen Nachforschungen hatte der Rat der Sieben, eine Gruppe von weisen Magiern, festgestellt, dass dieser Streit wohl durch den Stein der Schatten ausgelöst wurde. Ein uraltes, schwarzmagisches Artefakt aus der Zeit der alten Magie, das die Fähigkeit besaß, Neid und Zwietracht zu sähen. Somit war seine Vernichtung nicht zu vermeiden. Lange hatten die Magier diskutiert, hatten Wege und Möglichkeiten gesucht. Letztendlich waren sie zu dem Schluss gekommen, dass nur ein wahrer Held den Stein zum Drachenberg bringen konnte, um das Land zu retten.
Langsam entfernte er sich bei seinem Aufstieg immer weiter vom Erdboden. Doch er fürchtete die Höhe nicht. Schließlich hatte ihn der Rat unter anderem wegen seines Mutes für diese Aufgabe gewählt. Bereitwillig hatte er sich dieser Reise gestellt, auch wenn sie voller Entbehrungen gewesen war. Doch wer sagte schon nein, wen es darum ging, die Welt zu retten?

In einem letzten Kraftakt hievte er sich über eine Felskante und fand sich nun auf einem Plateau wieder, das sich unmittelbar vor der Höhle des Drachen befand.
Ohne einen Augenblick des Zögerns ging er mit festen Schritten los und betrat die schattige Kühle des Drachenbaus. Vorsichtig, beinahe lautlos, schlich er den dunklen Gang entlang, immer auf der Hut, vor möglichen Gefahren. Endlich weitete sich der Gang und mündete bald in eine riesige Höhle. Spalten in der steinernen Decke sorgen für schummeriges Zwielicht, doch dies reichte aus, um ihn in Staunen zu versetzten. Die gesamte Höhle war randvoll mit den erlesensten Kostbarkeiten, die matt im schwachen Lichteinfall schimmerten und glänzten. Silber, Gold, Juwelen – all dies hatte der Drache über Jahrhunderte hier angesammelt. Ein gutes Stück von sich entfernt sah der Held ein reich verziertes Schwert liegen, genau richtig für jemanden wie ihn! Sein Blick wanderte weiter durch die Höhle, erfasste, welch Schätze hier verborgen lagen. Euphorie erfasste ihn und ließ ihn für einen winzigen Augenblick den Grund seines Kommens vergessen. Doch er hatte sich schnell wieder gefasst. Schließlich handelte er aus Selbstlosigkeit heraus, nicht aus Gier.

Ein schabendes Geräusch ließ ihn herumfahren. Es schien aus einem der Gänge zu kommen, die von der Höhle abzweigten. Bis jetzt hatte er ihnen gar keine Beachtung geschenkt. Das Geräusch wurde lauter, kam näher – der Drache! Angespannt verharrte der Held in der Höhle, bis schließlich das grün geschuppte Untier in sein Sichtfeld trat. Es hatte die ledernen Flügel eng an den gepanzerten Körper gepresst und sein langer Schweif peitschte unwillig über den Boden, als es den Menschen in seiner Höhle bemerkte. Sofort verengten sich die gelben Reptilienaugen und ein drohendes Knurren machte sich in seiner Kehle breit.
Der Held atmete einmal tief durch. Nun war seine Zeit gekommen – endlich! Ohne Furcht trat er einen Schritt vor und setzte zum Sprechen an. Drachen waren ja bekanntlich intelligente Wesen und imstande, die Sprache der Menschen zu verstehen.
„Seid gegrüßt, edler Drache! Ich wurde geschickt, um…“
Wesentlich weiter kam er nicht. Ein sengender Feuerball explodierte vor seinen Augen und versengte seine Haare, bevor er ihn umfasste. Er hatte noch nicht einmal Zeit, zu registrieren, was eigentlich geschah, als er auch schon tot war. Das heiße Drachenfeuer ließ die Höhlenwände erstrahlen und warf tanzende Schatten an sie.
Von dem Helden, wie auch vom Stein der Schatten, war nichts als ein Haufen Asche übrig geblieben. Der Drache musterte es regungslos. Gelegentlich musste man Aufräumen, wenn sich wieder einer dieser Trottel in sein Heim verirrt hatte.


„Ups…“, meinte einer der Magier trocken. Der Rat der Sieben hatte das Szenario durch eine Kristallkugel beobachtet. Derartige Dinge waren selten geworden, doch es gab sie noch. Zwar erforderte ihr Funktionieren ein hochkompliziertes, magisches Ritual, in Fällen wie diesen jedoch waren sie unbestreitbar nützlich.
„Und es war doch ein so talentierter und vielversprechender Bursche“, meinte ein anderer Magier kopfschüttelnd. „Schade, jammerschade!“
Ein weiterer zuckte nur mit den Achseln:
„Na und? Immerhin ist der Stein der Schatten vernichtet! Somit hat sich das Ganze doch gelohnt.“
Die versammelten Magier sahen sich kurz an, bevor sie nickten und zustimmend murmelten. So gesehen stimmte das. Das Artefakt war zerstört und dementsprechend würde nun endlich wieder Frieden einkehren – endlich, nach so langer Zeit.
Nur einer der Anwesenden hielt sich zurück, hatte sich nicht am Gespräch beteiligt. Er war der Älteste, Großmagier des Rates und sein langer weißer Bart reichte bis an den Boden. Seine milchigen, blinden Augen waren in weite Ferne gerichtet, fokussiert auf etwas, das nur er zu sehen vermochte. Schließlich war es an der Zeit für ihn, das Wort an seine Brüder zu richten.
„Spürt ihr etwas?“
Verwundert sahen ihn die anderen an fühlten in sich hinein, achteten auf magische Schwingungen. Schließlich schüttelten sie alle einheitlich den Kopf.
„Ich auch nicht.“, meinte der Blinde leise murmelnd. „Die Vernichtung eines derart mächtigen Artefaktes hätte eigentlich eine starke Welle von Magie freisetzen müssen, die selbst wir hier noch gespürt hätten.“
Unruhe breitete sich unter den Mitgliedern des Rates aus, Unruhe und Ratlosigkeit.
„Es…hat nicht gewirkt?“, fragte einer der Jüngeren vorsichtig.
Der Großmagier nickte schwer. Ungläubiges Raunen machte sich breit, langsam anschwellend, bis es sich schließlich zu einer hitzigen Debatte entwickelt hatte.
„Aber wieso? Was machen wir denn jetzt?“
Blinde Augen richteten sich auch den Fragensteller. Eine schwere Müdigkeit lag auf den Zügen des alten Mannes.
„Die alte Magie hat keine Macht mehr in diesen Tagen.“ Unendliche Traurigkeit schwang in seinen Worten mit, die langsam zu einem kaum hörbaren Murmeln wurden.
„Das Zeitalter der Helden ist nun endgültig vorüber - endgültig.“

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und mal eine Kurzgeschichte ... eigentlich hatte ich das hier als Prolog für eine längere Geschichte geschrieben, aber da ich sowas sowieso nie hinbekommen werde, und sich das ganze wie gasagt auch als Kurzgeschichte nicht schlecht macht, lad ic es einfach so hoch.

Das Ganze ist nach einem erfolglosen Ausflug ins Buchgeschäft entstanden, wo auf jedem Fantasy-Buch nur draufstand: Ein magisches Artefakt/Buch/Stein/Dreck/irgendwas ... muss zerstört werden um die Welt zu retten" O.o

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HirngespinsteUnbekannte Mondgesichter
Huschen durch das Zwischenland.
Gehüllt in einen Schattenmantel,
versteckt hinter der Nebelwand.

Namenlose Hirngespinste
Wispern bitter in mein  Ohr.
Säuseln, stöhnen, krächzten, kreischen;
Kriechen unterm Bett hervor.

Faejala (C) 2011

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2013 (C) *Faejala

Thanks
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Comments12
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Livoness's avatar
:D Ich finde du hast deine Absicht, dich von der typischen Heldenrolle zu lösen gut umgesetzt!
Es macht spaß deine kurzgeschichte zu lesen!